Kollagenquervernetzung der Hornhaut
mit Riboflavin (Vitamin B2) und UV-A-Bestrahlung (Crosslinking)
Das Crosslinking ist eine Methode zur Behandlung von Erkrankungen der Hornhaut, die durch eine zu geringe Stabilität der Hornhaut bedingt sind.
Diese werden unter dem Begriff „ektatische Hornhauterkrankungen“ zusammengefasst. Die häufigste Erkrankung ist der Keratokonus. Verwandte Veränderungen der Hornhaut sind der Keratoglobus, die Pellucidale marginale Degeneration (PMD) und die Hornhautektasie nach LASIK. Diese Erkrankungen führen zu einer kegelförmigen Vorwölbung der Hornhaut mit einer Verschlechterung des Sehvermögens und der Sehqualität.
Seit dem Jahr 1988 wird die Kollagenquervernetzung in der Augenheilkunde eingesetzt und wurde mittlerweile weltweit an vielen Tausenden von Patienten durchgeführt. Ziel der Behandlung ist ein weiteres Fortschreiten der kegelförmigen Vorwölbung zu verhindern. Eine „Heilung“ der Hornhauterkrankung ist durch das Crosslinking nicht möglich.
Die Therapie der Kollagen-Crosslinking
Im Folgenden möchten wir Sie über die Therapie der Kollagenquervernetzung informieren. Gerne können Sie sich auch im Rahmen unserer Sprechstunde über dieses innovative Therapieverfahren informieren.
Bei allen ektatischen Hornhauterkrankungen ist die biomechanische Stabilität der Hornhaut durch eine zu geringe Vernetzung des Hornhautkollagens reduziert.
Ziel der Crosslinking Behandlung ist es, die mechanische Stabilität der Hornhaut zu erhöhen, indem der Vernetzungsgrad des Kollagens in der Hornhaut gesteigert wird. Dazu wird als sogenannter Photosensibilisator Vitamin B2 (Riboflavin) verwendet, das mit einer UV-A Lichtquelle beleuchtet wird. Durch die Beleuchtung wird ein photochemischer Prozess ausgelöst. Dadurch werden neue Brückenbindungen zwischen den Kollagenfasern der Hornhaut ausgebildet, welche die mechanische Stabilität der Hornhaut erhöhen. Ein Fortschreiten der kegelförmigen Aussackung der Hornhaut soll so verhindert werden.
Das Crosslinking wird ambulant durchgeführt. Während der Behandlung wird das Auge durch Augentropfen schmerzunempfindlich gemacht.
Als erster Schritt wird die oberste Zellschicht der Hornhaut (Epithel) schonend entfernt, damit das Riboflavin (Vitamin B2) in das Hornhautgewebe eindringen kann.
Dann wird die Hornhaut durch die wiederholte Gabe von Riboflavin Augentropfen mit Vitamin B2 aufgesättigt. Dieser Prozess nimmt ca. 30 Minuten in Anspruch.
Im Anschluss daran wird die Hornhaut mit einer UV-A Lichtquelle beleuchtet. Durch die Verwendung einer UV-A Lichtquelle der neuesten Generation, wie sie in unserer Klinik eingesetzt wird, kann die Beleuchtungszeit von ursprünglich 30 Minuten auf nun 10 Minuten reduziert werden.
Während der Beleuchtung der Hornhaut fixiert der Patient, der auf einer Liege auf dem Rücken liegt, ein Fixierlicht. Durch den Einsatz betäubender Augentropfen ist die Behandlung selbst schmerzfrei.
Nach der Behandlung wird eine weiche Schutzkontaktlinse als Verband auf die Hornhaut aufgesetzt. Diese wird bis zur Heilung der Hornhautdeckschicht belassen. Zusätzlich bekommen die Patienten nach der Behandlung noch einen Augenverband, den sie am Tag der Behandlung sowie die erste Nacht hindurch tragen. Damit soll ein versehentliches Augenreiben verhindert werden. Der Augenverband kann am Tag nach der Behandlung selbst entfernt werden oder wird bis zum Besuch beim Augenarzt belassen.
Ziel der Behandlung ist eine Stabilisierung der Hornhaut, um ein Fortschreiten der Hornhautvorwölbung nach Möglichkeit zu verlangsamen oder zu verhindern.
Die Behandlung sollte deshalb dann erwogen werden, wenn ein Fortschreiten der ektatischen Hornhauterkrankung nachgewiesen wurde oder zu erwarten ist. Hinweise für ein Fortschreiten der Erkrankung ist eine häufige Änderung der Kontaktlinsen- oder Brillenwerte. Nachgewiesen werden kann ein Fortschreiten der Hornhautvorwölbung durch wiederholte hornhauttopographische Untersuchungen.
Risikofaktoren für ein rasches Fortschreiten der Hornhautvorwölbung ist ein früher Krankheitsbeginn oder begleitende Hauterkrankungen (z. B. Neurodermitis, atopisches Ekzem).
Sinnvoll ist die Behandlung jedoch nur dann, wenn zum Zeitpunkt einer möglichen Behandlung mit Kontaktlinsen oder einer Brille noch ein brauchbares Sehvermögen erreicht werden kann. Die Behandlung ist deshalb umso sinnvoller, je weniger weit die Verformung bereits fortgeschritten ist.
Die Hornhautoberfläche ist in der Regel drei bis fünf Tage nach der Operation verheilt. Anfängliche Schmerzen oder ein Fremdkörpergefühl können vorkommen. Diese Beschwerden können jedoch durch benetzende Augentropfen sowie Schmerztabletten gelindert werden. Unmittelbar nach der Behandlung ist die Sehleistung wesentlich schlechter als vorher. Nach Heilung der Hornhautdeckschicht wird auch die Sehleistung deutlich besser. Etwa 4 bis 6 Wochen nach der Behandlung wird in der Regel das ursprüngliche Sehvermögen wieder erreicht.
Als vorübergehende Nebenwirkungen werden eine Rötung des Auges, Kratzen, Brennen sowie verschwommenes Sehen und eine erhöhte Lichtempfindlichkeit in den ersten Wochen nach der Operation beschrieben. Außerdem besteht bei nahezu allen Patienten für 3 bis maximal 6 Monate eine mit der Zeit abnehmende Hornhauttrübung, wodurch das Kontrastsehen und das Dämmerungssehen herabgesetzt sein können. In Einzelfällen können Trübungen dauerhaft zurückbleiben. Diese werden von der Mehrzahl der Patienten jedoch nicht als störend empfunden. Schwerwiegende Komplikationen, im Wesentlichen eine Infektion der Hornhaut oder bleibende Trübungen der Hornhaut im Sinne von Narben und eine damit einhergehende Verschlechterung der Sehleistung, sind dabei nur sehr selten zu erwarten.
Das Crosslinkingverfahren wird in der Augenheilkunde seit 1988 durchgeführt. Mittlerweile wurden weltweit viele Tausend Patienten behandelt. In den meisten Fällen konnte ein weiteres Fortschreiten der Hornhautveränderungen verhindert werden. In vielen Fällen hat man sogar eine Befundbesserung im Sinne einer Reduzierung der irregulären Hornhautverkrümmung erreicht. Diese Effekte sind frühestens 3 Monate nach der Behandlung zu beobachten. Häufig kann bis zu 2 Jahren nach Crosslinking noch eine Abnahme der Hornhautkrümmung erfolgen. Da dies im Einzelfall nicht vorhersagbar ist, kann eine Besserung jedoch keinesfalls garantiert werden.
Sollten Sie vor dem Crosslinking bereits formstabile Kontaktlinsen getragen haben, so können diese in der Regel bereits nach vier Wochen wieder getragen werden. Dies sollte jedoch erst nach augenärztlicher Kontrolle erfolgen um festzustellen, dass der Kontaktlinsensitz noch einwandfrei ist. Eine Neuanpassung von Kontaktlinsen ist frühestens 3 Monate nach dem Eingriff sinnvoll. Da sich die Irregularität der Hornhautoberfläche nach der Behandlung teilweise zurückbilden kann, ist in den ersten Jahren nach der Behandlung unter Umständen eine wiederholte Neuanpassung der Kontaktlinsen erforderlich.
Was muss nach der Behandlung beachtet werden?
Augentropfen und Medikamente
Um einen optimalen Behandlungserfolg zu erzielen, ist es notwendig in der ersten Zeit nach der Behandlung Augentropfen regelmäßig anzuwenden. Ein genauer Tropfplan wird nach der Behandlung mitgegeben. Medikamente, welche der Hausarzt verordnet hat, können ohne Bedenken am Tag der Behandlung und in der folgenden Zeit weitergenommen werden.
Schmerzen und Fremdkörpergefühl
In den ersten 24 Stunden nach dem Crosslinking kommt es zu einem verstärkten Tränenfluss. Eine Schwellung der Augenlider und eine Rötung des Auges werden häufig beobachtet. Nicht selten berichten Patienten über stechende Schmerzen, die in Einzelfällen als sehr unangenehm geschildert werden. Durch schmerzlindernde Medikamente und ein Geschlossenhalten des Auges können diese Beschwerden gemildert werden, auch wenn eine komplette Schmerzfreiheit meist nicht erreicht wird. In den ersten Wochen beschreiben viele Patienten ein Fremdkörpergefühl, das durch die Anwendung von Tränenersatzmitteln gelindert werden kann.
Kontrolle beim Augenarzt
Nach der Behandlung empfehlen wir regelmäßige augenärztliche Kontrollen bis zur vollständigen Heilung der Hornhautoberfläche und Entnahme der Verbandkontaktlinse. Wann und wie häufig anschließend Kontrolluntersuchungen nötig sind, richtet sich nach dem Heilungsverlauf. Die Kontrolluntersuchungen sind zum frühzeitigen Erkennen einer möglichen Komplikation (wie z. B. einer Infektion) unbedingt erforderlich.
Körperliche Aktivität/Sport
In den ersten Tagen nach der Behandlung sollten Sie sich noch etwas schonen. Insbesondere gilt dies für körperlich anstrengende Sportarten und Tätigkeiten, bei denen durch Kontakt des Auges mit Schweiß ein Infektionsrisiko besteht. Eine schmutzige Umgebung sollte in den ersten Tagen gemieden werden.
Autofahren
Ob und wann nach der Operation wieder Auto gefahren werden darf, hängt von der Sehschärfe nach der Behandlung und der Sehschärfe des Partnerauges ab. Der behandelnde Augenarzt wird nach dem Crosslinking besprechen, wann eine Fahrtauglichkeit wieder gegeben ist.
Lesen, Bildschirmarbeit, Fernsehen
Diese Tätigkeiten schaden den Augen nach der Behandlung nicht. Da die Augen dabei aber vermehrt austrocknen, sollte eine regelmäßige Benetzung des Auges mit Tränenersatzmitteln erfolgen.
Arbeit/Schule
Wann Sie nach der Behandlung wieder arbeiten können, hängt von Ihrer Tätigkeit ab. In der Regel können Sie Ihrem Beruf bereits nach wenigen Tagen wieder voll nachgehen, sofern die Sehschärfe des behandelten Auges oder beider Augen zusammen für die ausgeübte Tätigkeit ausreicht. Auch ein Schulbesuch ist meist nach wenigen Tagen wieder möglich.
Bei einer Verschlechterung des Auges nach der Behandlung (z.B. stark gerötetes und verklebtes Auge, Schmerzen, Sehverschlechterung) sollten Sie sofort Kontakt mit dem betreuenden Augenarzt oder dem augenärztlichen Notdienst aufnehmen.